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Digitalisierung an den Schulen. Chancen und Hemmnisse in der Corona-Pandemie Virtuelle Diskussion mit Prof. Dr. Gerhard Waschler, MdL und Staatssekretär Stephan Mayer

"Noch nie gab es so viel Geld und so viele Programme für die Schulen, noch nie gab es so viele Probleme in den Schulen." So pointiert brachte Prof. Dr. Gerhard Waschler, Vorsitzender des Bildungsausschusses im Bayerischen Landtag, die aktuelle Situation auf den Punkt. 38 Schulleiterinnen und Schulleiter aus dem Landkreis, Schüler- und Elternvertreter und interessierte Lehrkräfte und Vertreter der Verwaltung verfolgten eine coronabedingt virtuelle Diskussionsrunde des CSU-Arbeitskreises Schule, Bildung und Sport, bei der wie unter einem Brennglas Chancen und Hemmnisse der Digitalisierung deutlich wurden.

Der AKS-Kreisvorsitzende Dr. Ulrich Kanz, selbst Schulleiter des Aventinus-Gymnasiums Burghausen, diskutierte dabei mit Martin Burger, Schulleiter der Herzog-Ludwig- Realschule, Schulrat Rüdiger Braun vom Schulamt Altötting, Kreiskämmerer Richard Neubeck sowie Wilm Schweer, Elternbeiratsvorsitzender des König-Karlmann-Gymnasiums Altötting und Franziska Deser, Schülersprecherin am Kurfürst-Maximilian-Gymnasium. Mit den Vertretern aus der Politik, Prof. Waschler und Dr. Martin Huber und Stephan Mayer, den Landtags- und Bundestagsabgeordneten aus dem Wahlkreis, versuchte die Runde die Frage zu klären, warum von den 500 Millionen Fördermitteln des Bundes bislang nur ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag abgerufen wurde, wie Stephan Mayer berichtete. Moderatorin Gisela Kriegl, Bezirksrätin und selbst Schülermutter, bezog zahlreiche Wortmeldungen der Zuhörer mit ein, so dass sich eine thematisch breite Diskussion entspannte.

Zwar seien die meisten Schulen im Landkreis in der IT-Infrastruktur bereits gut aufgestellt, allein der noch fehlende Glasfaseranschluss sei verantwortlich dafür, dass in der aktuellen Situation mit Präsenzunterricht und Distanzunterricht häufig Vormittage und Nachmittage mit Unterricht belegt seien und man nicht den Unterricht aus der Schule nach draußen übertragen könne, so der Tenor der Schulleiter. Nur ein einziges Unternehmen habe auf die zweite Ausschreibung des Landratsamtes für die Versorgung der Schulen mit einem modernen Breitbandanschluss ein Angebot abgegeben. Man sei deswegen an die zeitlichen Vorstellungen dieses Unternehmens gebunden, begründete Kreiskämmerer Neubeck das gerade jetzt so schmerzlich vermisste Fehlen einer schnellen Internetanbindung der Schulen. "Die vom Unternehmen vorgegeben 60-monatige Frist läuft im Sommer 2021 aus." Bis dahin müssten die Leitungen stehen.

Schulleiter, Schüler- und Elternvertreter kritisierten die lange Beschaffungsdauer von neuen Computern, Laptops und Tablets. Vor allem die größeren Sachaufwandsträger stoßen hier an Grenzen, wie in der Diskussion deutlich wurde. So muss das Landratsamt Altötting einen gesammelten Förderantrag für alle seine Schulen stellen und dabei die unterschiedlichen Schularten und Bedürfnisse unter einen Hut bringen. Vergaberichtlinien machen zudem eine produktneutrale Ausschreibung notwendig. Werden bestimmte Beträge überschritten, sind Ausschreibungen europaweit vorzunehmen. Diese seien verwaltungsrechtlich komplex und langwierig und könnten mit den Ressourcen des Landratsamtes nicht mehr bewältigt werden. Spezialisierte Ingenieurbüros müssten dies übernehmen, wie Neubeck ausführte.

 

Angesprochen wurden die von den Lehrkräften geforderten mobilen Endgeräte zur Unterrichtsvorbereitung und für den Einsatz im Unterricht. Viele Arbeitgeber hätten zu Beginn der Pandemie ihre Mitarbeiter mit Endgeräten für das Homeoffice ausgestattet. Lehrkräfte benötigten solche Geräte für die Vorbereitung und die Durchführung des Distanzunterrichts während der Corona-Pandemie. Umso unverständlicher erscheinen zwei Vorgaben aus den Förderrichtlinien für die Digitalisierungsmittel: Mobile Endgeräte zählten zur Schulausstattung und dürften nicht von den Lehrkräften nach Hause genommen werden. Gerade dort würden sie im Distanzunterricht aber benötigt. Für kleinere Grund- und Mittelschulen sei es kein Problem, die Lehrkräfte mit mobilen Endgeräten auszustatten. Bereits mittelgroße Schulen könnten aber nicht mehr vollständig versorgt werden, da maximal 25.000 Euro pro Schule für mobile Endgeräte ausgeben werden könnten. "Für 25.000 Euro kann ich meinen 56 Kolleginnen und Kollegen nur billige Geräte kaufen, die dann schnell kaputt gehen", brachte Kanz das Problem auf den Punkt. Es gehe um öffentliche Gelder, mit denen verantwortlich umgegangen werden müsse. Waschler, Huber und Mayer versprachen, sich dieser und anderer Fragen anzunehmen. An den Förderrichtlinien dürften dringend benötigte Beschaffungen nicht scheitern, betonte Huber.

Schülersprecherin Franziska Deser brachte mit der Frage nach der Kommunikation über digitale Plattformen einen wichtigen sozialen Aspekt in die Diskussion ein. Alle zusammen, Lehrkräfte wie Schülerinnen und Schüler, hätten in der Zwischenzeit gelernt, digital zu kommunizieren und zu arbeiten. Wichtig sei aber, dass diese Plattformen zuverlässig funktionierten und berechenbar genutzt würden. "Lehrer sollten am Samstagabend keine Aufgaben zur Bearbeitung einstellen, Schüler sollten nicht am Sonntagnachmittag beim Lehrer anfragen," macht Elternbeirat Schweer die Notwendigkeit von abgestimmten Zeiträumen deutlich. Ständige Erreichbarkeit und entgrenzte Arbeitszeiten seien weder Schülern noch Lehrern zumutbar. Die Weiterentwicklung der Lernplattform mebis hin zu einer umfassenden Arbeits- und Kommunikationsplattform sei erklärtes Ziel der Staatsregierung. Andere etablierte Tools, wie etwa MS Teams, dürften weiterhin genutzt werden, stellte Waschler klar.

Die Diskussionsrunde musste aufgrund der Auflagen der Infektionsschutzmaßnahmenverordnung online stattfinden. Welche Möglichkeiten der Kommunikation sich hierbei bieten, machte die Sitzung deutlich - ebenso, dass die Tücken der Technik noch längst nicht überwunden sind, etwa wenn beim Eintritt in den virtuellen Raum Ton und Bild nicht funktionieren.

Die Teilnehmer waren sich einig, dass bei aller notwendigen digitalen Weiterentwicklung der Unterricht vor Ort, die gemeinsame Arbeit im Klassenzimmer und der persönliche Kontakt mit Mitschülern und Lehrkräften durch nichts zu ersetzen und Grundvoraussetzungen für ein erfolgreiches Lernen seien. Zwar kämen die Schulen ihrer Verantwortung nach, in der Zeit der Pandemie die Infektionszahlen nicht zu erhöhen, der Lernort Schule sei aber ebenfalls ein hohes Gut, wie Kanz abschließend betonte.

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Obere Reihe v. l. n. r.: Dr. Ulrich Kanz, Richard Neubeck, Wilm Schweer, Gisela Kriegl. Mittlere Reihe: links Rüdiger Braun; 2. V.r. Franziska Deser, rechts Prof. Dr. Gerhard Waschler. Untere Reihe v. l. n. r: Martin Burger, Dr. Martin Huber.